IRRFAHRTEN - AUF DEN SPUREN DES ODYSSEUS  

 

 

 

Ein Jugendstück von

 

Gerda Smorra

Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Odysseus, der nach dem Trojanischen Krieg nach vielen Irrfahrten in sein Heimatland Ithaka zurückkehrt? Die Insel der Lotophagen, das Land der Zyklopen mit dem einäugigen Riesen Polyphem, das Reich der Circe, die alle Männer in Schweine verwandelt, bis zur Meerenge der

allesverschlingenden Skylla und Charybdis und den Sirenen, die mit ihren Stimmen verzaubern. Und in Ithaka wartet die treue Penelope, umringt von machtgierigen Freiern.

Alle Mann an Bord! Volle Fahrt voraus! Kurs auf Troja!

Die MS Odysseus ist startklar! Kapitän Alexis begrüßt seine Passagiere an Bord. Zwei Jugendliche, Ody und Penny, begeben sich auf eine Kreuzfahrt auf den Spuren des Homerischen Helden. Auch ihre Fahrt wird zur Irrfahrt, die parallel zur antiken Geschichte Homers abläuft.

Schon ist Troja in Sicht. Ody und Penny werden Zeugen der entscheidenden Schlacht, sie begleiten den siegreichen Odysseus mit seinen Kameraden auf ihren Wegen über die Meere. Sie geraten in Stürme und laufen Gefahr, unterzugehen.

Doch Penny verliert nicht den Boden unter den Füßen. Sowie auch Odysseus` Kameraden die Taten ihres Anführers in Frage stellen, wehrt sich Penny gegen die Anordnungen des Kapitäns der MS Odysseus und wechselt für sich den Kurs. Und siehe da, plötzlich ist sie nicht die einzige, die gegen den Strom schwimmt…

 

Gerda Smorra hat das Homerische Epos mit der Gegenwart verbunden. Eine Reality- Tour auf den Spuren des Odysseus. Die Insel des Vergessens, bei den Lotophagen, wird zum heutigen Drogentrip. Der Riese Polyphem weckt in Penny Erinnerungen an ihren Vater, der sie missbraucht hat. Auch Ody ist auf der Suche, wirft sich in fragwürdige Abenteuer und irrt unter Kapitän Alexis` Anordnungen auf dem Schiff herum. Die Entscheidung zwischen Skylla und Charybdis, die durch Odysseus` Kompromisse das Leben weiterer Kameraden fordert, wird auch für Odys und Pennys weiteres Zusammensein bestimmend. Geht man den Weg des geringsten Widerstandes oder sagt man irgendwann im Leben einmal „nein“ zu auferlegten Zwängen?

 

Ein mit dem Autorenpreis für Jugendtheater preisgekröntes

Stück!

 

UA Städtische Bühnen Münster 1994

THOMAS SESSLER VERLAG GMBH, Johannesgasse 12, 1010 Wien,

Tel.: +43

1512 32 84, Fax: +431

513 39 07, Email: office@sesslerverlag.at, www.sesslerverlag.at

Besetzung: variabel

(Kritik)

Irrfahrten – auf den Spuren des Odysseus

In Smorras Stück, das im April 1994 uraufgeführt wurde, findet man ein Motiv der antiken Literatur wieder.

Man trifft auf einen Jugendlichen namens Ody, der unbewusst eine Alternative

zu seinem unbefriedigenden Leben sucht. Als dieser mit seiner Freundin Penny

der „Reality-Show-Tour“ von Kapitän Alexander an Bord des „Odysseus“

beiwohnt, wird er allmählich von dem antiken Helden Odysseus fasziniert. Die

Teilnehmer der„Reality-Tour“ erleben wie Odysseus’ Mannschaft alle Etappen

der Odyssee – beiden Lotophagen, den Zyklopen, Circe, usw. – und stürzen wie

Odysseus’ Männer nacheinander fiktiv in den Tod. Unter dem Einfluss von

Alexander fängt der Junge an, das „heldenhafte“ Prinzip von Odysseus zu

übernehmen, und auf sein eigenes Leben zu übertragen. Penny hingegen, äußert

sich sehr kritisch gegenüber dem, was Alexander zum idealen Lebensprinzip

erheben will, denn sie sieht, dass Odysseus’ Ehrgeiz verantwortlich für den Tod

seiner Männer ist.

Die Autorin Gerda Smorra ,die als Lehrerin und Dichterin mit dem Verhältnis zwischen Literatur und Pädagogik vertraut ist, schaffte ein Stück, in dem zwei

Jugendliche zu einer antiken Erzählung, die ihnen „live“ und effektvoll

vorgeführt wird, und vor allem zum Helden Odysseus Stellung nehmen. Das

Stück erzählt gleichzeitig vom antiken Motiv – kritisch und auf originelle Art –

und von den Gefühlen der beiden Jugendlichen – von Odys Unzufriedenheit

und Drang nach Heldentaten und von Pennys Zweifeln und von hrer

Menschlichkeit.

(Auszug aus der Magisterarbeit von Sabine Corteel „Das Kinder- und

Jugendtheater der Städtischen Bühnen Münster – Eine Fallstudie“, 2002)

 

 

Das Stück wurde mit 45 Haupt- und RealschülerInnen in Improvisationen entwickelt und natürlich vor der professionellen UA mehrmals erfolgreich an meinem Schulzentrum aufgeführt.

 

KollegInnen, die gerne Näheres darüber erfahren möchten, wie man solch ein Theaterstück entwickelt, können sich gern an mich wenden.

 

Verlage, die Interesse haben an einer praxisorientierten Projektbeschreibung, sind mir natürlich immer willkommen!